Jeder Mensch nimmt die Welt auf seine ganz eigene Weise wahr – durch einen Filter, der von persönlichen Erfahrungen, Werten und Emotionen geprägt ist. Dieser Filter beeinflusst, wie wir Situationen interpretieren, welche Details wir hervorheben und welche wir ignorieren. Zwei Menschen können dieselbe Situation erleben, aber zu völlig unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Diese subjektive Sichtweise ist ein Schlüsselkonzept in der Psychologie, bekannt als „selektive Wahrnehmung“.
Selektive Wahrnehmung: Was wir wirklich wahrnehmen
Selektive Wahrnehmung bedeutet, dass wir bevorzugt das wahrnehmen, was unseren Erwartungen, Überzeugungen oder Zielen entspricht. Dieser Prozess ist unbewusst und automatisch: Unser Gehirn filtert die Vielzahl von Eindrücken, denen wir täglich ausgesetzt sind, und entscheidet, welche Informationen für uns relevant erscheinen. So bewahren wir unsere geistige Energie und können effizient Entscheidungen treffen.
Wenn der Filter zur Falle wird
Doch dieser Mechanismus hat auch seine Schattenseiten. Unsere Filter können dazu führen, dass wir wichtige Details übersehen, neue Perspektiven ablehnen oder voreilige Schlüsse ziehen. Sie beeinflussen nicht nur, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, sondern auch, wie wir mit anderen Menschen interagieren. Im beruflichen Umfeld kann dies bedeuten, dass wir in einer Diskussion nur unsere Sichtweise berücksichtigen und die Argumente anderer übersehen oder missverstehen.
Wahrnehmung im Arbeitsalltag: Ursache von Missverständnissen
Im Arbeitsalltag ist diese Dynamik oft subtil, aber dennoch wirkungsvoll. Missverständnisse oder Konflikte entstehen häufig aus der Annahme, dass unsere eigene Wahrnehmung die einzig richtige ist. Wenn wir jedoch anerkennen, dass jeder Mensch die Welt durch seinen individuellen Filter sieht, können wir offener und empathischer reagieren. Dieses Bewusstsein ermutigt uns, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und aktiv zuzuhören, um die Perspektive anderer besser zu verstehen.
Den Filter hinterfragen und Perspektiven erweitern
Die Fähigkeit, diese Filter zu erkennen und zu hinterfragen, kann eine entscheidende Rolle dabei spielen, Zusammenarbeit und Kommunikation zu verbessern. Es eröffnet Raum für neue Ideen, bessere Lösungen und ein respektvolleres Miteinander. Letztlich liegt der Schlüssel darin, sich nicht von automatischen Mustern leiten zu lassen, sondern aktiv den Austausch mit anderen zu suchen und sich auf unterschiedliche Perspektiven einzulassen.
Vielfalt in der Wahrnehmung als Ressource
Unsere Wahrnehmung ist eine wertvolle Ressource, aber sie ist niemals vollständig objektiv. Indem wir uns dessen bewusst werden, können wir nicht nur unsere eigene Sichtweise erweitern, sondern auch die Vielfalt und Einzigartigkeit der Perspektiven anderer schätzen.
Reflexionsfragen
Wann habe ich zuletzt bemerkt, dass meine Sichtweise von meinen Erfahrungen oder Überzeugungen beeinflusst wurde? Wie hat dies meine Entscheidungen oder Reaktionen geprägt?
In welchen Situationen im Arbeitsalltag neige ich dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen?
Wie oft nehme ich mir bewusst Zeit, um die Perspektive meines Gegenübers zu verstehen? Welche Wirkung hat das auf die Zusammenarbeit und Kommunikation?
Weitere Übungen und Anregungen findest du im Worksheet zum Tag 2.
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